Energiekonzept für Mittelneufnach
Mittelneufnach will eine energieneutrale Gemeinde werden – das heißt, die Kommune erzeugt selbst so viel Energie, wie sie verbraucht. Um das zu erreichen, soll nun ein Energiekonzept erarbeitet werden.
Als eine von 14 Kommunen in Schwaben erhält die Staudengemeinde eine Förderung von 75 Prozent für die Erstellung eines solchen Konzeptes – mit rund 10000 Euro Gesamtkosten wird gerechnet.
Diplomingenieur Bruno Danetiu vom Amt für Ländliche Entwicklung in Schwaben erklärte dazu: „Alle erneuerbaren Energien brauchen Fläche, die auf dem Land vorhanden ist. Die Energiewende birgt Chancen wie Wertschöpfung (das Geld bleibt in der Region) und neue Arbeitsplätze beispielsweise in der Landwirtschaft, bringt aber auch Nutzungskonflikte. Dafür braucht eine sinnvolle Energiewende die effektive Steuerung durch die Gemeinden.“
Als Mitglied im Expertenteam „LandSchaftEnergie“ erklärte Danetiu den 26 interessierten Bürgern das Ablaufschema eines solchen Energiekonzepts (siehe Infokasten). Ein Jahr ist angedacht, die einzelnen Schritte abzuarbeiten. „Die Energiewende kommt. Das hier ist die Chance für die Bürger, sie auch nach eigenen Vorstellungen zu gestalten“, so Danetiu. Begleitet wird das Projekt vom Fachplaner des Ingenieurbüros Steinbacher Consult, Martin Veh. Er kann schon über einige praktische Erfahrungen aus der Energiekonzepterstellung berichten: „Im privaten Haushalt liegt das Hauptgewicht des Energieverbrauchs mit 75 Prozent beim Heizen und 12 Prozent beim Warmwasser. Dem gegenüber muss in Deutschland 70 Prozent der Energie importiert werden, was eine enorme Abhängigkeit mit sich bringt“, so Veh.
„Beim Öl gab es in den vergangenen 4 Jahren eine Preissteigerung von 70 Prozent!“ Aber Veh weiß auch, dass Mittelneufnach mit 20 Prozent bei Biomasse und 22 Prozent durch Photovoltaik bereits 42 Prozent seines benötigten Stroms selbst erzeugt. Das Ziel des Energiekonzepts ist letztendlich die energieneutrale Kommune, die selbst so viel Energie erzeugt wie verbraucht.
Schließlich waren insgesamt 12 Personen aus der Bürgerschaft bereit, sich für die erste Sitzung des neuen Arbeitskreises im Juni zu treffen. Darunter sind auch Bürgermeister Meitinger, Gemeinderatsmitglieder und Maximilian Matysik von der VG Stauden. Es können jederzeit interessierte Gemeindemitglieder an den Sitzungen teilnehmen und ihre Wünsche und Ideen einbringen.
Bürgermeister Meitinger weiß, dass bei hoher Bürgerbeteiligung Motivation und Zusammenarbeit für das Projekt „LandSchafftEnergie“ wesentlich besser sein werden als bei einem Großinvestor von außerhalb.
Widerstände durch die Bevölkerung sind nämlich auch eine große Herausforderung für die bevorstehende Energiewende. Dennoch wird durch das Planungsinstrument Energiekonzept niemand zu irgendetwas verpflichtet. Die daraus erstellten Daten sind aber für jedermann nützlich und auch privat zum eigenen Vorteil zu verwenden. Die Beteiligten planen, im Dezember die Ergebnisse der Konzeptplanung öffentlich präsentieren zu können.
„Der Ausstieg aus der Kernenergie ist beschlossene Sache – 2022 soll in Bayern das letzte Kernkraftwerk vom Netz gehen“, so Bürgermeister Franz-Xaver Meitinger. „Die Energiewende ist eine der größten Aufgaben unserer Zeit. Dabei wird der dezentrale Charakter der neuen Energieversorgung im Vordergrund stehen. Städte und Gemeinden sind somit in der Pflicht, diese neue Aufgabe mitzugestalten. Auch Mittelneufnach steht hinter dieser Energiewende.“
Andrea Strahl
Infokasten
Ablaufschema Energiekonzept
Nach den ersten Schritten wird eine Bestands-und Potenzialanalyse gemacht. Wichtiger Teil ist hierfür der Fragebogen, den möglichst viele Bürger beantworten sollten. Dazu kommen Daten vom Kaminkehrer, den Energieversorgern und einer Vor-Ort-Begehung.Es werden Fragen beantwortet zum aktuellen Stand in der Gemeinde:
- Wie viel Energie verbrauchen die Bürger für Heizung und Warmwasser, wo gibt es Sparpotential?
- Welche alternativen Energiequellen sind bereits vorhanden?
- Sind neue Standorte für Windkraft, Photovoltaik, Biothermie möglich?
- Gibt es Möglichkeiten zu Fernwärme oder für Stromspeicherung?
Im dritten Schritt folgt die Konzeptentwicklung nach dem Dreisprung:
- Energieeinsparung
- möglichst effizienter Einsatz
- die Deckung des Restbedarfs durch erneuerbare Energien
Am Schluss steht dann die Umsetzung
Unter Ausnützung der Fördermöglichkeiten oder Mengenrabatte können die einzelnen Bürger gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit Nachbarn beispielsweise ungeregelte Umwälzpumpen austauschen, Gebäude dämmen, Stromspeicher verbauen oder eine Genossenschaft zur alternativen Energieerzeugung gründen, die wesentlich mehr Rendite einbringt wie die momentane Bankverzinsung. Wichtig dabei ist, dass alle Stationen durch aktive Bürgerbeteiligungen in Arbeitskreissitzungen mit Ideen und Vorschlägen begleitet werden. Letztes Ziel ist schließlich das Erreichen einer energieneutralen Kommune.